Bevor wir mit Lust & Begehren tanzen können, müssen wir mit Grenzen tanzen. Auf sozialer Ebene legt eine klare Artikulation von Grenzen den Grundstein für die Entstehung eines sichereren Raums der Begegnung. Auf der Ebene des Bewusstseins sind, wie in der biblischen Schöpfungsgeschichte, Trennung und Individuation Voraussetzungen für das Bewusstsein selbst. Wir können nur in Beziehung zu dem sein, was nicht wir sind. Auch künstlerische Prozesse, diese kleinen Akte der Schöpfung, können als Prozesse der Trennung wahrgenommen werden - was lasse ich hinein, was lasse ich diesmal draußen? In diesem Projekt werden wir zunächst somatisch arbeiten - zum Beispiel, indem wir uns auf die Empfindungen unserer Haut einstimmen - sowohl als Grenze als auch als erster Kontaktpunkt. Wir werden Übungen zum Thema Intimität und Consent erforschen und uns sehr langsam bewegen. Im Mittelpunkt dabei steht immer das Wohlbefinden aller Teilnehmer*innen. Zudem erforschen wir, wie Grenzen die Beziehung zu anderen, zu unserer eigenen künstlerischen Praxis und zur Welt ermöglichen. Dieses Projekt stützt sich stark auf Davids aktuelle PhD-Recherche über sexuelle, mystische und choreografische Praktiken als Werkzeuge für die Kultivierung einer einvernehmlichen erotischen Beziehung mit der Welt als Ganzes.
Zusätzlich findet PLEASURE – eine Contemporary Klasse mit David Bloom vom 01.09.–22.10.2025 statt | Mo & Mi 18:15-19:45
Was bedeutet es, gemeinsam etwas mit unseren Körpern zu tun? Was kann man aus einer gemeinsamen Tanzklasse mitnehmen, was man aus anderen Erfahrungen nicht tun kann? Und was ist zeitgenössische „Tanztechnik“ in einer Welt, in der alles möglich ist? Ich glaube, dass es möglich ist, bewusst und verkörpert zu bleiben, auch wenn man vorgegebene Übungen und Sequenzen ausführt, und dass diese Kombination dem/der Tänzer*in eine große Vielfalt an Möglichkeiten bietet. Der Unterricht beginnt mit dem somatischen Spüren des eigenen Körpers und erweitert sich anschließend zu einem Bewusstsein für Raum und Zeit, in denen wir uns bewegen – mit einer Kombination aus Improvisationen, technischen Übungen und festgelegten Bewegungssequenzen. Ich interessiere mich auch sehr für die Idee des „Unterrichts“ selbst, was es bedeutet, daran teilzunehmen und welche Absichten Menschen in den Raum mitbringen. Wir werden die Energie der Gruppe nutzen, die an diesem Tag und zu dieser Zeit anwesend ist, um eine einzigartige Erfahrung und eine freudige Praxis zu schaffen. Man wird immer besser in dem, was man regelmäßig übt, und wenn man die Freude am Tanzen übt, wird die Freude wachsen.