Manja Chmièl (1922-2006) war ihrer Zeit weit voraus. Als Assistentin von Mary Wigman wandte sie sich 1962 vom Ausdruckstanz ab, um sich gleichberechtigt neben Neuer Musik, Literatur und abstrakten Künsten zu positionieren. Sie gründete ihre Gruppe Neuer Tanz Berlin, die erste freie Tanzkompanie Deutschlands. Warum wurde diese Neuerin des zeitgenössischen Tanzes bisher übersehen?
Zeitzeugin Irene Sieben rückt ihre einst wichtigste Lehrerin mit ihrem soeben erschienen Buch „Manja Chmièl – Rebellin des Neuen Tanzes“ ins Rampenlicht, und platziert sie neben Dore Hoyer als prägnante Erfinderin einer spezifischen Tanzsprache. Begleitet wird die Autorenlesung von Anna Till. Die Dresdener Tänzerin und Choreografin hat drei Soli von Manja Chmièl rekonstruiert. Eines wurde von dem Kinetografen Thomas Schallmann gemeinsam mit Manja Chmièl in Labanotation zu Papier gebracht.
Beim Screening historischen Filmmaterials kann das Publikum an diesem besonderen Abend u.a. die vergessene Tanzpionierin im Interview mit Walter Höllerer erleben, Avantgardist des Literaturbetriebs seit den 1960er Jahren und Gründer der Zeitschrift „Akzente“.